Sammelobjekte jetzt auch in Raabs ausgestellt

Persönliche Erinnerungen bewegen die Besucher
Das zeigt die NÖ Landesausstellung 2009 „ÖSTERREICH.TSCHECHIEN. geteilt – getrennt – vereint.“ mit der großen zeitgeschichtlichen Sammelaktion. Nicht nur die Aktion selbst war ein großer Erfolg - mehr als 1000 Objekte wurden von der Bevölkerung eingereicht - auch die persönlichen Gegenstände selbst stoßen bei den Ausstellungsbesuchern auf sehr großes Interesse. Aufgrund des positiven Feedbacks sind, neben Horn, Sammelobjekte nun auch am Standort Raabs ausgestellt.
Im Mai 2008 startete die große zeitgeschichtliche Sammelaktion für NÖ Landesausstellung 2009, durchgeführt vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung gemeinsam mit dem ORF Niederösterreich. Die Bevölkerung wurde eingeladen, sich an der NÖ Landesausstellung 2009 zu beteiligen. Gesucht wurden persönliche Erinnerungsstücke aus den Schicksalsjahren der beiden Nachbarländer Österreich und Tschechien. Das Interesse war enorm. Weit über 1000 Exponate wurden von der Bevölkerung angeboten: von Fotos, Postkarten, Reisepässen bis hin zu ganz privaten Gegenständen, die oft bewegende Geschichten erzählen. Ausgewählte Objekte wurden in die Schau selbst integriert. Teilweise sind sie auf eigens dafür eingerichteten Ausstellungsflächen für Sammelobjekte in Horn und seit Kurzem auch in Raabs zu sehen.
Ein Beispiel für ein solches Objekt, das derzeit in Raabs im neuen Ausstellungsbereich zu sehen ist, ist ein Transportschein aus der Kriegsgefangenschaft in der Tschechoslowakei zurück in die Heimat. Im Zuge der Kampfhandlungen und bei Kriegsende 1945 gerieten zehntausende Soldaten im tschechischen Raum in Kriegsgefangenschaft. Herr Schrinz, dem dieser Transportschein gehört, war ebenfalls in Kriegsgefangenschaft, brachte aus seiner siebenmonatigen Gefangenschaft in der Tschechoslowakei aber auch positive Erinnerungen mit nach Hause. So begegneten ihm die Menschen mit großer Hilfsbereitschaft.
Foto oben:
(v.l.n.r.)Mag. Hermann Dikowitsch, Mag. Christoph Benedikter, Ferdinand Schrinz, Ehefrau Ottilie Schrinz; Bgm. Reinhard Deimel, Bgm. Mag. Rudolf Mayer,
Weitere Objekte:
Zweisprachiger Dienstausweis von Matthias Leeb
Grafenbach, Helene Adelbauer
Um auf Dienstreisen in der sowjetischen Zone nicht in Schwierigkeiten mit der Besatzungsmacht zu geraten, brauchte man eine Bescheinigung der Behörden wie etwa diesen von der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen ausgestellten deutsch-russischen Dienstausweis. Vor allem Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad galt es dezidiert vor dem Zugriff der Rotarmisten zu schützen.
Selbstgemachte Sandalen aus Autorreifen, hergestellt in sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1944
Oberwölbing, Josef Müller
10.000 Österreicher waren in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die Versorgung in den Lagern war sehr mangelhaft, weshalb vieles mit hoher Improvisationskunst hergestellt werden musste.
Der letzte Visa-Antrag von Herrn Schwarzenegger vor der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ um seine Gattin in der Tschechoslowakei zu besuchen, 1989
Neulengbach, Dipl.-Ing. Dr. Sylva Schwarzenegger
Zum letzten Mal vor der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ 1989 beantragt Herr Schwarzenegger ein Visum, um seine Gattin in der Tschechoslowakei zu besuchen.
Tschechoslowakische Postkarten aus den 1960er Jahren mit Ikonographie „Fortschritt“ und „Modernisierung“
Wien, Christine Kasper
Auf beiden Seiten des „Eisernen Vorhangs“ kommt es in den 1950er und 1960er Jahren zu einem Modernisierungsschub von Gesellschaft und Wirtschaft. Während in Österreich das „Wirtschaftswunder“ des Raab-Kanitz-Kurses – stark unterstützt durch den Marshall-Plan – propagiert wird, fußt die Modernisierung der Gesellschaft in der Tschechoslowakei auf sozialistischen Modellen, denen die Unterstützung der Menschen zunehmend abhanden kommt. Umso mehr wird die Propaganda der KPTsch intensiviert.
Geldbörse mit Banknoten aus unterschiedlichen Ländern, die über die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählen, 1916-1955
Luden, Johann Waitz
Diese Banknoten aus verschiedenen Ländern dokumentieren die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Verschiedenste Reisepässe und Ausweise zweier Frauen aus Brno (Brünn)
Lichtenau, Johann Heidl
Diese Reisepässe und Ausweise erzählen die bewegende Geschichte des 20. Jahrhunderts. In Brünn (Brno) werden die beiden Frauen noch in der Zeit der Monarchie geboren. Als Bürgerinnen der Tschechoslowakei werden sie nach deren Zerschlagung Protektoratsangehörige. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden sie aus der ČSR vertrieben, finden Aufnahme im besetzten Österreich und bleiben im Land.